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„SCHICHT IM SCHACHT“


Schimanski trifft im Landschaftspark, dem ehemaligen Hüttenwerk, ein.


Hunger und Hänschen befragen den
ehemaligen Stahlarbeiter Budarek.


Gemeinsamer Angelurlaub? Hänschen und Schimanski in Holland.


Reiki in der eigenen Wohnung: Marie-Claire und Schimanski.


Am Hochemmericher Markt: Tipps zur Lehrstellen-Suche.


Im Call-Center: drei machen sich verdächtig.


Die Tochter Daniela Budarek findet den blutenden Schimanski.


Anglerglück: Happy End.

 Pressestimmen

So viel Duisburg war selten. 20 Jahre nach den großen Demonstrationen gegen die Schließung des Kruppschen Hüttenwerks in Rheinhausen gedenkt der neue Schimanski diesem Ereignis. Und dazu gibt es große und viele Bilder aus Duisburg und seinem linksrheinischen Stadtteil. Was dem in Rheinhausen aufgewachsenen Regisseur Torsten C. Fischer im letzten Jahr noch verwehrt war – er konnte gerade mal zwei Tage in Duisburg drehen – darf nun Thomas Jauch nachholen. Fünf Drehtage im Ruhrgebiet prägen „Schicht im Schacht“.
Überhaupt knüpft der 2008er Schimanski an „Tod in der Siedlung“ fast nahtlos an. Beides sind sehr ruhige Filme, die das Alter des Ex-Polizisten zum Thema machen. Rückblenden, Erinnerungen, Nicht-Loslassen-Können, Angst vor Einsamkeit, das Nicht-Gebraucht-Werden: das macht die neuen Schimanskis aus. Götz George verkörpert kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag diese Rolle hervorragend. Er trägt den Film über die gesamten 90 Minuten.
Passend dazu hat Jauch genauso wie bereits Fischer den Film sehr ruhig geschnitten, was für einen heutigen Krimi äußerst ungewöhnlich ist. Der Film lässt sich sogar Zeit, dokumentarische Videorückblicke auf das Rheinhausen im Winter 87/88 einzuspielen. Heinz Budarek, Rentner und ehemaliger Stahlarbeiter, bekommt dabei Tränen in den Augen. Er ist ehrenamtlich damit beschäftigt, das stillgelegte Hüttenwerk als Touristenattraktion in Schuss zu halten und als Gästeführer bereit zu stehen. Damit verlegt der Film den Meidericher Landschaftspark Duisburg-Nord kurzerhand nach Rheinhausen. In der Realität ist das alte Kruppwerk längst abgerissen – während die Meidericher Thyssen-Hütte tatsächlich als Industriedenkmal erhalten bleibt. Trotz der Dramaturgie geschuldeten Ortsverlagerung müssten die Duisburger Tourismusförderer jetzt aufjubeln.
Der Film geht ein Risiko ein. Durch die Verknüpfung mit realer Geschichte inklusive der dokumentarischen Bilder wird die Forderung nach noch mehr Realitätsnähe sicher nicht ausbleiben. Denn die Ausrede, alles sei nur ein Märchen, eine Fiktion, stimmt eben nur teilweise. Und klar ist, dass man sich vor lauter Betroffenheit über scheinbar unzählige geschlossene Stahlwerke nicht erklären kann, warum Duisburg immer noch der Stahlstandort Nummer 1 in Deutschland ist.
Aber auch positive Klischees werden über Duisburg erzählt. Eine Lehrstelle findet die junge Frau tatsächlich im aufstrebenden Dienstleistungszentrum Innenhafen, das wie kein anderer Ort den Wandel der Stadt deutlich macht. Logisch, dass Schimanski die Frau auf Lehrstellensuche geschickt hat. In Rheinhausen selbst bleibt einem nur der Job im Call-Center, das Martin Wetschek aufgemacht hat, und in dem er Dumping-Löhne zahlt. Er ist der Verlobte der Ermordeten und ist einer der Tatverdächtigen – genauso wie seine ehemaligen Kumpel Stefan Bennert, der in Amsterdam Wasserpfeifen verkauft, und der Junkie Thomas Kosslick.
Schimanski bleibt weiterhin für das Soziale und die gute Sache engagiert. Der Fatalismus, der sich in diesem fiktiven Rheinhausen breit gemacht hat, ist seine Sache nicht. Er setzt sich ein und muss dies gegen Hauptkommissar Hunger verteidigen, der sich von Pensionären nicht ins Handwerk pfuschen lassen möchte. Hänschen scheint mit dem Altern anders umzugehen. Er begibt sich trotz des Mordfalls seelenruhig auf Angelurlaub in die Niederlande, wo es Schimanski nie lange aushält.
Der Mord im Landschaftspark erinnert an einen sechs Jahre alten Fall, den Schimanski damals angeblich nicht hat aufklären können. Dieser Aufhänger des Films ist leider unglaubwürdig. Denn Schimanski hat den Polizeidienst vor mehr als 15 Jahren quittiert. Zu Beginn des Films „Schicht im Schacht“ träumt er sogar davon. Damals segelte er mit dem Drachenflieger über Duisburg. Es steckt viel Wehmut in dem Film.

 Rheinhausen kleinkariert: Protest gegen Schimanski

Harald Schrapers · 2008   

 



Fotos: © WDR

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