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RHEINHAUSEN KLEINKARIERT

So früh hat noch nie eine Schimanski-Folge für Ärger gesorgt. Die Rheinhausener Bezirks-CDU protestierte nachdrücklich gegen die Folge „Schicht im Schacht“, obwohl die Dreharbeiten gerade erst begonnen hatten. Rheinhausen, eine ehemalige Bergmanns-Siedlung „unweit von Schimanskis Heimatstadt Duisburg“, sei ein „vom Niedergang bedrohter Ort“, war aus einer WDR-Presseerklärung herauszulesen. Barbara Feiereis, Sprecherin des Kölner Senders, entschuldigte sich inzwischen für die „unglückliche“ Formulierung.
Man kann den Eindruck gewinnen, dass unveröffentlichte Schimanski-Drehbücher zur Pflichtlektüre in den Duisburgen CDU-Ortsverbänden gehören. „Den Drehbuchschreibern müsste man einen kräftigen Tritt in den Hintern geben. Ich würde den Tritt selbst ausführen“, erklärte der Rheinhausener CDU-Fraktionsvorsitzende Ferdi Seidelt im besten Schimanski-Slang gegenüber der Presse. Ihm habe schon der allererste Schimanski-Tatort 1981 missfallen. Damals habe er sich von Götz George belehren lassen müssen, dass der Film ein Kunstprodukt und nicht die Realität sei.
„Eine solche negative Darstellung will ich hinnehmen“, ereiferte sich Bezirksvorsteherin Katharina Gottschling (CDU) im Gespräch mit der Rheinischen Post über die neue Schimanski-Folge. „Die spinnen, die Kölner“, assistiert der liberale Bezirksvertreter und Werbering-Chef Karsten Vüllings. „Fakt ist, dass es Jahre brauchte bis Rheinhausen dass Ende der achtziger Jahre bundesweit gezeichnete ,Tothausen-Image‘ wieder los werden konnte“, heißt es in der Werbering-Stellungnahme. „Zwanzig Jahre später fällt dem WDR nichts Besseres ein, als Götz George vor eben jenem Hintergrund, den der Stadtbezirk inzwischen bewältigt hat, auf Gangsterjagd zu schicken.“ Gegenüber horstschimanski.info betont Vüllings, dass sich sein Protest ausschließlich gegen die WDR-Pressemitteilung richte. „Das ist keine Kritik an Schimanski.“
Der WDR spricht von einem „Missverständnis“. Der fiktive Film spiele im modernen Duisburg. Nur in kurzen Rückblicken werde mit Archivmaterial wie alten Fotos sowie „Hier und heute“-Ausschnitten auf den Arbeiterkampf gegen die Krupp-Schließung und dem Wegfall tausender Jobs Bezug genommen. Hintergrund des Fernsehfilms sei der Strukturwandel, so würden unter anderem Szenen in modernen Unternehmen gedreht. „Wir wollen keineswegs alte Wunden aufreißen“, sagte Feiereis der NRZ. Der WDR kündigte an, die Formulierung „vom Niedergang bedrohter Ort“ auf seiner Website zu ändern (  WDR: Schicht im Schacht). Die NRZ stimmt dem WDR zu: „Sollten die Fernseh-Zuschauer so vernagelt sein, dass sie nicht zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden wissen?“

 Westdeutsche Allgemeine: Die Geschichte wiederholt sich
 Rheinische Post: Rheinhausen protestiert
 Rheinische Post: So nicht, Schimmi!
 Neue Ruhr Zeitung: Ärger um neuen Schimanski-Film
 Rheinische Post: Schimmi in Tothausen


700 mal Tatort:
 Spiegel online: Schimanski bleibt der Beste
 Frankfurter Allgemeine: Und Schimanski warf zwei rohe Eier ein


Harald Schrapers · 2008   


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